„Die deutschen Spiele ja – den Rest nicht“

Seit der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 im Jahr 2010 durch den Weltverband FIFA steht das Land Katar in der Kritik. Viele Schülerinnen und Schüler wollen deshalb das Turnier auch im Fernsehen nicht sehen. Wir haben uns umgehört: Boykottiert ihr die WM?

Unsere Frage: „Was hältst du davon, dass die Fußball WM in Qatar stattfindet? Wirst du sie trotzdem schauen?“ 

Jasmin, 9b: „Ich liebe die WM, ich schaue sie alle 4 Jahre. Deshalb berührt es mich umso mehr, dass ein Land ausgewählt wird, das vorher nicht mal ein Stadion hatte. Ein Land, das sehr arm ist, das sehr rassistisch und LGBTQ-feindlich ist und das gegen Menschenrechte ist. Das macht mich schon sehr traurig, aber die WM ist nur alle 4 Jahre, deshalb werde ich sie schauen.“

Lars aus dem Jahrgang 12: „Ich schaue nur die Deutschland-Spiele und wenn man dran denkt, dass man nur Deutschland als Land und Mannschaft und nicht die WM generell unterstützt.

Frau Rauh: Ich bin der Meinung, dass die FIFA total korrupt ist und eigentlich nur möglichst viel Profit machen möchte. Man muss sich als kleiner Fan überlegen, ob man denen sein sauer verdientes Geld auch noch geben möchte oder ob man darauf verzichtet. Ich persönlich fand ja die Frauen EM ziemlich spannend. Ich fand auch, dass die Frauen irgendwie attraktiveren Fußball gespielt haben. Aber leider verdienen die Frauen natürlich auch nicht so viel Geld, denn sie haben alle nebenbei entweder einen Beruf, ein Studium oder eine Ausbildung. 

Lara aus der 7c: „Ich schaue nur die Deutschland-Spiele, die anderen interessieren mich nicht.“

Sören, 9b: Hugo Lloris, Frankreichs Nationaltorwart hat ein gutes Statement abgegeben. Er trägt keine regenbogenfarbenene Binde mit der Begründung: Wenn ukrainische Flüchtlinge zu uns ins Land kommen, möchten wir auch, dass sie unsere Kultur und unsere Auslegung der Religion respektieren. Darum trägt er auch im Land Qatar keine Regenbogenbinde, weil er, so wie er erwartet, dass seine Kultur respektiert wird, auch deren Kultur respektiert. 

Insgesamt bin ich gespaltener Meinung zur WM in Qatar. Ich schau mir manchmal Spiele an, manchmal mache ich einen Wettschein. Wenn ich gute Tipps habe, freue ich mich natürlich. Aber ich werde nicht jedes Spiel gucken, ich werde die WM nicht gutheißen, aber ich werde sie auch nicht komplett in den Schmutz ziehen. Denn die Menschenrechte in Qatar haben dort nur so viel Aufsehen erregt, weil dort die WM hingegeben bzw. hingekauft wurde. Zumal wir z.B. in Afghanistan und in den Vereinigten Arabischen Emiraten ähnliche bis gleiche Menschenrechtsverletzungen haben und die gleiche Auslegung der Religion. Und auch die Frauenfeindlichkeit und Schwulenfeindlichkeit ist dort auf einem Level wie in Qatar. Nur weil wir Qatar als einziges Land jetzt besser kennen, weil dort die WM hingegeben wurde, heißt das ja nicht, dass es auch nur da so hergeht. 

Herr Brunnert: Ich finde die Entscheidung, dass die Kapitänsbinde nicht getragen wird, ist schade und falsch. Ich hätte mir gewünscht, dass die europäischen Länder die Binde trotzdem tragen würden. Ich glaube, dann wäre die Fifa in große Probleme gekommen. Ich glaube aber auch, dass man Missstände nicht unbedingt dadurch verbessert, dass man einfach sagt, man guck es gar nicht, sondern dadurch, dass man immer wieder darauf hinweist und dafür einsteht. Und das zu ignorieren, hilft eigentlich wenig. Also ich hätte mir eine klare Positionierung mit der Kapitänsbinde gewünscht. Aber ich werde die WM trotzdem gucken. 

Sophie, 9b: An sich ist es natürlich blöd, dass die WM in Qatar ist, aber die Sportler können selbst nichts dafür. Und die WM ist nur alle 4 Jahre und ist deshalb natürlich ein großes Highlight. Ich finde nicht, dass es, weil es in Qatar ist, komplett weggelassen werden sollte, aber an sich unterstütze ich das nicht. 

Amelie, 9b: Ich finde es nicht gut, dass die WM in Qatar ist, weil man meiner Meinung nach sowas nicht unterstützen kann, da dort Dinge passiert sind, die nicht menschenswürdig sind.  Trotzdem freue ich mich auf die WM. Aber ich finde es schade, dass sie in Qatar ist, weil damit die Freude nicht so groß ist, wie sie es wäre, wenn die WM in einem anderen Land wäre. 

Ruben aus der Q1: „Ja. ich schaue die WM wie immer.“

Die Mitarbeiterin aus dem Schul-Kiosk: „Nein, ich boykottiere und schaue mir kein Spiel an.“

Maja, 9b: Generell interessiere ich mich nicht so sehr für Fußball, aber selbst wenn ich mich dafür interessieren würde, würde ich es nicht schauen, einfach weil die Umstände, unter denen dieses Stadion gebaut wurde, sehr unmenschlich sind. Und auch den politischen Plan, den Qatar damit verfolgt, unterstütze ich nicht. Ich glaube, dass weniger Zuschauerzahlen definitiv was bewirken könnten. Aber natürlich drastisch weniger. 

Ein Beitrag vom Ratsblog-Team