Lehrerberuf: Halbtagsjob mit 12 Wochen Ferien?

Über wenige Berufsgruppen gibt es so viele Vorurteile wie über die Lehrerinnen und Lehrer. Sie haben einen Halbtagsjob mit 12 Wochen Ferien und sind trotzdem trotzdem stets überfordert und unmotiviert. Aber stimmt das denn wirklich? Wie viel Arbeit gehört wirklich zu diesem Beruf dazu und welche Einstellungen haben Lehrer heutzutage? Um diese Frage zu beantworten, haben wir zwei Lehrkräfte des Ratsgymnasiums interviewt.

Eigenschaften eines Lehrers

Frau Höing (Spanisch, Englisch, ThLiMu) ist seit 2008 am Rats – 2 Jahre als Referendarin und seit 2010 als festangestellte Lehrkraft. Sie berichtet von den Eigenschaften, die man als Lehrer haben sollte: „Man braucht auf jeden Fall eine Menge Geduld. Dann vor allem Durchsetzungsvermögen und Rollenklarheit. Man darf sich weder als „Diktator“ sehen noch als bester Freund der Schüler. Man sollte eine Beziehung zu den Schülern aufbauen und sie unterstützen und ihnen helfen, aber immer noch der Lehrer bleiben. Und das Wichtigste: Eine positive Grundhaltung bzw. Lebenseinstellung. Es gibt genug stressige oder schwierige Situation und dann darf das Wichtigste nicht vergessen werden: Ein herzhaftes Lachen.“ 

Frau Höing ist seit 2010 am Rats.

Das erste Mal vor den Schülern

Herr Stritz (Geographie, Religion, Informatik) unterrichtet schon seit 2012 am Ratsgymnasium und verrät, wie man sich fühlt, wenn man zum ersten Mal vor den Schülerinnen und Schülern steht: „Man fühlt sich nervös, aber gut: da will man schließlich doch hin.“ Frau Höing ergänzt: „Nervös, aufgeregt und gespannt. Und dieses Gefühl bleibt immer. Bei jeder neuen Klasse hat man die ersten fünf Minuten, wo man nicht weiß , wen man vor sich hat, ob die Zusammenarbeit klappt, wie die Stimmung in der Klasse ist. Ich stehe aber immer gern vorne, ich liebe schon ein wenig, der Entertainer zu sein.“ Herr Stritz hat keine Angst vor Langeweile in seinem Beruf: „Wenn man nicht aufhört dazuzulernen oder sich zu entwickeln, kann der Job nie langweilig werden.“ 

Herr Stritz ist seit 2012 am Rats.

Wieso sollte man Lehrer werden?

„Man kann den Beruf nur erfolgreich ausüben, wenn man Spaß an der Arbeit mit jungen Menschen hat. Man sollte wirklich wollen, Lehrer zu sein, wenn man diesen Weg einschlägt. Nur so kann man den eigenen Job wirklich schätzen“, erklärt Herr Stritz. Frau Höing erläutert: „Es ist ein toller Beruf, der unglaublich viel Spaß machen kann und sehr bereichernd ist. Es ist ein schönes Gefühl, seinen Schülern viel zu geben und dafür viel zurückzubekommen. Es ist aber auch stressig und man schafft nicht immer alles, was man sich vornimmt oder gern machen würde. Dafür sind es zu viele Aufgaben, die erledigt werden müssen und gefühlt werden es immer mehr. Was mich persönlich oft stört, ist die öffentliche Meinung über unseren Beruf. Ich muss mich oft für das rechtfertigen, was ich tue und das ist manchmal schon belastend.“

Aufgaben als Lehrer

Frau Höing zählt die Aufgaben auf, die zu dem Beruf dazugehören: „Unterrichten, Vorbereiten, Beraten, Gespräche führen, Korrigieren, an Konferenzen teilnehmen, Noten geben, sich weiterbilden und vor allem: seine Schüler im Blick haben. Für mich ist es wichtig zu wissen, wie meine Schüler „ticken“. Ich kann jeden nur dann optimal unterstützen und fördern, wenn ich weiß, wo deine Stärken und Grenzen liegen. Ich möchte jeden Schüler die Möglichkeit geben, über sich hinauszuwachsen und von sich selbst überrascht zu sein. Das sind für mich die schönsten Momente meines Berufes.“

Alle Vorurteile bestätigt?

Wenn man nun also darüber nachdenkt, ist der Lehrerjob viel aufwendiger, als man meinen könnte. Das Unterrichten ist nur 50% des Aufwandes und die Arbeit mit Jugendlichen fordert einen immer heraus. Wir sind den Lehrern des Ratsgymnasiums dafür dankbar, dass sie uns einen umfangreichen Unterricht ermöglichen und immer engagiert sind.

Auch beim Tag der offenen Tür haben die Lehrkräfte über ihren Beruf und unsere Schule gesprochen. Das Video dazu findet ihr auf Youtube.

Ein Beitrag von Olympia L.