Emotionale Zeitreise

Eine Geburtstagsfeier zog sich als roter Faden durch das Stück, welches die 19 jungen Menschen des Theater-Literatur-Musik-Kurses selbst verfasst haben. „Das allein wäre schon einen Applaus wert!“ eröffnete Janina Höing die Veranstaltung. Als Lehrerin begleitete sie den Kurs zwei Jahre lang bei der Vorarbeit. Dass es sich bei dem Applaus um wohlverdiente „Vorschusslorbeeren“ handelte, war dem Publikum aber bereits nach wenigen Minuten klar.

Ein besonderer Geburtstag

Zu Beginn des Stücks feiert die junge Leyla (Charlotte Brüning) ihren Geburtstag mit der Familie. Das Geschenk der Großeltern – ein Spiel ihres verstorbenen Vaters – entpuppt sich als Armreifen mit Zauberfunktion: Gemeinsam mit ihren beiden Geschwistern Jenny (Hava Topallaj) und Lenny (Joey Koch) wird das junge Mädchen in die Vergangenheit ihrer Eltern katapultiert. Zu Beginn sind sie Zaungäste als ihre Eltern sich auf einer Party kennenlernen. Schon in dieser Szene zeigten sich die schauspielerischen und musikalischen Qualitäten der Darsteller. Mutige Tanzeinlagen (Marius Beermann) als auch Sologesänge (Gina Frenser) beeindruckten und erfreuten das Publikum.

Die Geschwister beobachten den sechsten Geburtstag in der Vergangenheit

Weitere Etappen der Zeitreise, wie die Hochzeit der Eltern oder auch Jennys sechster Geburtstag, lieferten zahlreiche schöne, aber auch traurige Momente. Variantenreich angelegten Szenen nutzten die jungen Schauspieler, um unterschiedlichste Emotionen darzustellen: Freude in der Hochzeitsszene, Wut bei der Tante, der ständig    Streiche gespielt werden oder auch tiefe Trauer und Entsetzen, als die noch junge Mutter von Leyla am Sterbebett des geliebten Ehemannes sitzt.

Die Geschwister sind „Gäste“ bei die Hochzeit der Eltern in der Vergangenheit
Tragischer Unfall

Nach einem schweren Autounfall liegt Leylas Vater (Constantin Ervens) mit Knochenbrüchen und inneren Verletzungen im Krankenhaus. Der Ehefrau obliegt nun die Entscheidung die Geräte abzuschalten, um ein längeres Leiden zu vermeiden. Die zeitreisenden Kinder schauen dabei zu. Während der emotional sehr aufwühlenden Szene des Abschieds hätte man in der mit Schülern voll besetzten Aula eine Stecknadel fallen hören.

Flora sitzt am Sterbebett von Leylas Vater

Entsprechend wurde diese besonders schwierige schauspielerische Leistung mit einem tosenden Zwischenapplaus belohnt.

Ein letzter Zeitsprung bringt die Kinder wieder an den Ausgangspunkt der Reise: Leylas Geburtstag. Traurig über die erlebten Momente ist Layla dennoch froh darüber, diese Einblicke erhalten zu haben: Schließlich kannte sie ihren Vater, der kurz vor ihrer Geburt verstorben ist, bisher nicht.

Stück mit Liebe zum Detail

Mit dem Stück „Meet me in the past – Die Geschichte meines Vaters“ lieferten die 19 jungen Künstler eine grandiose Leistung ab. Neben der schauspielerischen Qualität ist es ihnen gelungen, ein schlüssiges Stück zu komponieren. Dieses weist, neben witzigen und auch tiefgründigen Dialogen, viel Liebe zum Detail auf: Passende, dem Jahrzehnt entsprechende Kostüme oder auch ein Telefon mit Kabel und Wählscheibe ermöglichten es den Zuschauern, den Zeitreisenden zu folgen. Auch mit der Musikauswahl bewiesen die jungen Künstler Fingerspitzengefühl. Passend zum Jahrzehnt, in dem die Zeitreisenden landeten, wurde Musik eingespielt. „Our last summer“ von ABBA zog sich als Kennenlernlied der Eltern durch die gesamte Liebesgeschichte und bot somit ein verbindendes Element.

So konnte auch das Publikum sich vorstellen, wofür sich Janina Höing am Ende bedankte: „Danke für zwei unfassbar tolle Jahre mit euch!“ Ein Dankeschön, welches die 19 jungen Menschen gerne an ihre Lehrerin zurückgaben.