70 Jahre Grundgesetz – viel mehr als trockene Pararaphen

Das große Jubiläumsjahr des Grundgesetzes war für Katharina Heller, Geschichtslehrerin am Ratsgymnasium, ein guter Grund, sich mit diesem Thema näher auseinanderzusetzen. Ein Projektkurs mit dem Titel „70 Jahre GG: das GG und ich – veraltet, verstaubt, vergessen?“ sollte Schüler der Jahrgangsstufe 11 dazu anregen, sich dem Grundgesetz ein Jahr lang zu widmen.

Was ist ein Projektkurs?

Mit Projektkursen wird das Ziel verfolgt, Schülern der Oberstufen verstärkt die Möglichkeit zu selbstständigem, kooperativem und anwendungsorientiertem Lernen zu geben. Die Projektkurse sind fächerübergreifend angelegt: In diesem Fall verbindet der Projektkurs die Fächer Geschichte und Sozialwissenschaften. In zwei aufeinander folgenden Halbjahren widmen sich die Teilnehmer drei Schulstunden pro Woche ihrem eigenen Schwerpunkt.

Themen des Projektkurses

Weimar – Bonn – Berlin: Im Projektkurs „70 Jahre Grundgesetz“ wurde zunächst die Entwicklung der Demokratie in Deutschland gemeinsam thematisiert. Erörtert wurde auch die aktuelle Diskussion rund um die Bedeutung des Grundgesetzes sowie die Arbeit der Richter am Bundesverfassungsgericht. Auf dieser Basis entwickelten die Lernenden eigene Projektschwerpunkte, an denen sie kontinuierlich arbeiteten und ihre Ideen im Austausch weiterentwickelten. Die Teilnehmer wählten auch die Art und Weise, wie sie ihre Ergebnisse präsentieren wollten. Neben einer „klassischen“ schriftlichen Arbeit nach wissenschaftlichen Standards konnten sie auch wissenschaftliche Poster erstellen, eine Projektwoche simulieren oder einen Museumskoffer entwickeln. So erstellte z.B. eine Schülerin einen Koffer von Elisabeth Selbert, der 1959 hätte gefunden werden können. Elisabeth Selbert war eine von vier Frauen, die das Grundgesetz im Parlamentarischen Rat mit erstellt hat. Im Koffer finden sich u.a. Briefe, Akten und Privates – Anlass im Koffer der Person und ihrer Zeit auf den Grund zu gehen…

Die Teilnehmer des Projektkurses präsentieren ihre Ergebnisse
Zu Besuch in Karlsruhe

Im Juni besuchten die Mitglieder des Projektkurses Karlsruhe. Gesponsert vom Förderverein der Schule und der Stiftung „Demokratie leben“ führte Dr. Rolfes, ein Mitarbeiter von Präsident Voßkuhle, die Gruppe fast drei Stunden durch das Bundesverfassungsgericht. Im Sitzungsaal stand der aus Osnabrück stammende Richter den Schülern Rede und Antwort zum Thema Grundgesetz. Der Profi ging intensiv auf die Nachfragen seiner Gäste ein, z.B. „Wir wird man Richter am Bundesverfassungsgericht?“ oder „Ist unsere Demokratie wehrhaft?“ Die „Hüterin des Grundgesetzes“ war jedoch nicht das einzige Ziel in Karlsruhe: Ein Workshop am Zentrum für Kultur und Medien bei dem Kurzfilme zu den Themen der Projektarbeiten erstellt wurden und ein Stadtrundgang durch die Fächerstadt rundeten die Exkursion ab.

Präsentation der Ergebnisse

Das internationale Kulturfest vor dem Rhedaer Rathaus nutzen die Schüler, um ihre Arbeitsergebnisse zu präsentieren. Das Public Picknick der Stiftung „Demokratie leben“ bot den passenden Rahmen dazu. Zum Ende des Schuljahres wurden dort Poster ausgestellt, die allgemein über das Grundgesetz informierten. Aber auch sehr individuellen Fragestellungen fanden ihren Raum. Ein Highlight der „Ausstellung“ war der Museumskoffer, den eine Schülerin zu Elisabeth Seibert entwickelt hat. Geschichte zum Anfassen – Ergebnisse mit Nachhaltigkeit – so blieben viele Passanten stehen, ließen sich informieren und lebhafte Diskussionen entstanden. Auch Bürgermeister Theo Mettenborg und Ralph Brinkhaus, Vorsitzender der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion, schauten sich die Arbeitsergebnisse an und gratulierten den Schülern zu einer sehr gelungenen Ausstellung.

„Prominenter Besuch“: Auch Theo Mettenborg, Dr. Rüdiger Krüger und Ralph Brinkhaus interessieren sich für das Projekt.
Fazit

Nach einem Schuljahr intensiver Arbeit mit dem Grundgesetz bleibt für die Schüler das Fazit: „Was zunächst nach trockenen Paragrafen klingt, hat ganz viel mit unserem alltäglichen Leben zu tun.“ Mit einem eigenen Kompass der Werte im Kopf, begreifen die Teilnehmer nun hoffentlich die Wahrung des Grundgesetzes als gesellschaftliche Aufgabe.